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9. November – 22. Dezember 2012

»spot_light« | Gruppenausstellung

Ueli Alder | Rik Beemsterboer | Beni Bischof | Julia Bornefeld | Karin Bühler | Hadrien Dussoix | Adalbert Fässler | Michael Kienzer | Vera Marke | Alexandra Maurer | Tobias Pils | Marianne Rinderknecht | Daniela Schertenleib | Pascal Seiler


Wiedersehen macht Freude

Paul Hafner zeigt in seiner Galerie just zur vorweihnachtlich kauffreudigen Zeit eine Gruppenausstellung von Kunstschaffenden, die er seit vielen Jahren betreut, sowie von Gastkünstlern. Ein »Spot Light« der besonderen Art.

Vertraute Sujets, vertraute Geräusche aus dem Kubus, den sich Paul Hafner vor einiger Zeit in den Ausstellungsraum bauen liess. Man hört die Stimme von Alfred Hitchcock, die den Überbau bildet zum Video des Künstlerduos collectif_fact, bestehend aus den beiden Westschweizer Kunstschaffenden Annelore Schneider und Claude Piguet. Mit ihrer Arbeit »Hitchcock Presents« erforschen sie das Thema der Illusion, befragen voller List und Schalk die menschliche Tendenz des Zuordnens und des »Fährtelesens«. Dazu passt ganz gut die Arbeit eines anderen »alten« Bekannten: der junge Ueli Alder, der sich in seinen inzwischen sehr begehrten bearbeiteten Fotografien selber inszeniert – hier vor dem Hintergrund des Alpsteins als nachdenkliches »Chrenzemannli« vor Scheune im Schnee. Er kreist um seine Heimat, das Appenzellerland, mit irritierten Augen das Heimweh im Visier, das wie bei collectif_fact die Reibung zwischen Vertrautem und Fremdem aufspürt.

Träumerisch und verspielt
Auch noch im »Inside_Space«, wie Hafner sein Separee nennt, befinden sich Vera Markes Aquarelle auf Papier. Sie zeigen den schwerelosen Flug des Raben gegen einen milchigen Himmel, leicht und behende heben und senken sich die Flügel und – als lösten sich die Federspitzen in der Gestik des Pinsels auf – Teil des Raumes, in dem sie schwebend gleiten. Rik Beemsterboer ist mit seinen Ölbildern »Nahe am Himmel« und »Fels« dabei. Seine kraftvolle Malerei fasst das schier Unfassbare, das er als früherer Flachlandbewohner immer wieder höchst virtuos bespielt.
Von Karin Bühler sind mit »Das Gelesene und andere Imaginationen« drei Fotoarbeiten zu sehen. Bühler er-innert das Vergangene, mahnt an den Zauber des Seienden, der ins Vergehende kippt, sie kratzt an unser Flüchtigkeit und lässt uns Innehalten beim bereits fliehenden Augenblick.
Im hinteren Teil der Galerie sind die Arbeiten einer weiteren St. Galler Künstlerin, der Manor-Preisträgerin Alexandra Maurer zu sehen. Die drei Videostills – Maurer verbindet Malerei, inszenierte Fotografie und Video – waren ebenfalls bereits Teil früherer Ausstellungen bei Hafner. Daniela Schertenleibs Objektvasen bilden die Schnittstelle zwischen Office und Hauptraum, wo mit Adalbert Fässlers monumentaler Malerei (150 mal 350 Zentimeter) das augenfälligste »Spot light« der Ausstellung präsentiert wird.

Land und Horizonte
»Provisorische Landnahme«, nennt er sein mit Kohle, Asphalt und Graphit auf Papier ausgelegtes Bild. Wie ins Feld gefräste Bahnen, wie blutgetrocknete schwarze Schürfungen eines Raupenfahrzeugs. Etwas Vermessenes, von Menschen Gemachtes haben diese potenten (oder patenten) Schneisen. Doch es gibt viel, wenn auch bereits markiertes »Weissland« drum herum – ein Trost vielleicht und ein Lichtblick auch nach rechts, wo Beni Bischof neben seine mehrteilige Comicszeichnungen ein kleinformatiges Acryl-Gouache-Bild hängen hat. »Mysteriöse Erscheinungen am Horizont« heisst es in seinem weltnehmerischen Einfall in die Zweideutigkeit. Denn wir, unvoreingenommen Betrachtende, sehen bloss einen kleinen, vom blassen Mond erzeugten hellen Streifen in der puren Finsternis. Zu erwähnen wären unter weiteren Künstlern noch Michael Kienzer, Hadrien Dussoix, Marianne Rinderknecht und die wunderbare Julia Bornefeld. Das Wiedersehen mit ihrem malerischen Werk bringt das eigene Sparkässeli arg ins Wanken.

Brigitte Schmid-Gugler
St.Galler Tagblatt | 14. November 2012